Konferenz „Rating und Krisenmanagement“ zum dritten Mal erfolgreich durchgeführt

Editorial im Controller Magazin

Liebe Leserinnen und Leser,

die RMA-Konferenz „Rating und Krisenmanagement“ fand nach dem erfolgreichen Start in 2022 zum dritten Mal am 21. November 2024 im Munich Airport Marriott Hotel in München/Freising statt. Im Rahmen des Vorabend-Events konnten die Teilnehmer/innen der Konferenz bereits Erfahrungen zu den Themen des Ratings und Risiko- und Krisenmanagements austauschen und ihre Kontakte im Rahmen von Networking vertiefen.    

Die Einrichtung eines effizienten Krisenmanagements in Unternehmen ist auf Grund der seit Jahren zunehmenden Krisenentwicklungen von besonderer Bedeutung, insbesondere unter den aktuellen Ereignissen in der Ukraine und Israel - aber auch unter dem Aspekt der unsicheren weltpolitischen Entwicklungen. Konflikte und Krisen haben sich in den letzten Jahren deutlich ausgeweitet. Mit diesen für die internationalen Wirtschaftsbeziehungen nicht besonders förderlichen Entwicklungen werden auch mitteständische Unternehmen sich noch über einen längeren Zeitraum beschäftigen müssen.

Weltweit kommen Unternehmen in bedrohliche Situationen, mit teilweise gravierenden Folgen für ganze Branchen und den globalen weltweiten Handel. Beispielsweise können an dieser Stelle die Diskussionen um Zölle und ähnliche Handelsbeschränkungen erwähnt werden, die insbesondere die deutsche Exportwirtschaft vor neue Herausforderungen stellen wird.

Wir befinden uns vielmehr inmitten einer neuen Epoche, geprägt von massiven geopolitischen und wirtschaftlichen Verwerfungen und Krisen. Aus diesen Gründen ist es zwischenzeitlich für Unternehmen eine Selbstverständlichkeit ein professionelles Krisenmanagement aufbauen und dieses weiterentwickeln.  

Mit diesen Überlegungen setzen sich die Themen der dritten RMA-Konferenz „Rating und Krisenmanagement“ auseinander. Inhaltlich reichen die Themen von den Risikoanalysen mit pragmatischen Ansätzenfür KMU anhand von Praxisbeispielen, den digitalen Spuren als Prognoseinstrument im Rahmen von innovativen Credit Scorings, der Künstlichen Intelligenz bei der Unternehmensplanung und den Auswirkungen auf die Ratingverfahren, den Geopolitischen Risiken mit Sanktionen, Wahlen und Konflikte bis zum Anspruch und der Realität des Krisenmanagements am praktischen Beispielder Hubert Burda Media Holding KG

Anhand praktischer Beispiele erhielten die Teilnehmer wertvolle Tipps und Einblicke zum Auf- und Ausbau eines eigenen Krisenmanagements. Insbesondere konnten die Synergieeffekte zwischen den Ratingansätzen und der Implementierung von Krisenmanagementsystemen erläutert werden.  

Das Programm

Bei Interesse stellen wir die Vortragspräsentationen den RMA-Mitgliedern gerne zur Verfügung (simone.meister@rma-academy.org).

Prof. Dr. Wolfgang Biegert, Initiator der RMA-Konferenz und Stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der RMA, sieht die Veranstaltung als Initialzündung für die Themen Rating und Krisenmanagement. Zu den Referenten zählten neben dem RMA-Arbeitskreisleiter Dr. Klaus Bockslaff (Krisenmanagement) auch Prof. Dr. Tea Riedel (SRH Fernhochschule - The mobile University, Riedlingen), Prof. Dr. Volker Steinhübel (Institut für Controlling Prof. Dr. Ebert GmbH, Nürtingen), Tobias Wellner (Control Risks, Berlin) und Claus-Thomas Kuhn (Hubert Burda Media Holding KG, Offenburg).
Dr. Volker Steinhübel (Institut für Controlling Prof. Dr. Ebert GmbH, Nürtingen), Tobias Wellner (Control Risks, Berlin) und Claus-Thomas Kuhn (Hubert Burda Media Holding KG, Offenburg).

Der Referent Peter Selmayr musste krankheitsbedingt seinen Vortrag absagen. Die Arbeitskreisleiter WP/StB Dieter Pape (RMA-Arbeitskreis Rating & Risikomanagement) und Dr. Klaus Bockslaff (RMA-Arbeitskreis Krisenmanagement) berichteten über die aktuellen Aktivitäten in diesen beiden Arbeitskreisen.

WP/StB Dieter Pape erläuterte insbesondere die 8 umzusetzenden Sorgfaltspflichten gemäß des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LSGK). In 2025 wird sich der Arbeitskreis insbesondere mit der Prüfung des Wirtschaftsprüfers von Nachhaltigkeitsberichten nach CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) und der freiwilligen Nachhaltigkeitsberichterstattung EU ab 2025 auseinandersetzen.    

Dr. Klaus Bockslaff informierte über den Leitfaden zum Krisenmanagement ISO 22361, welcher erst vor kurzem erschienen ist. Der Leitfaden erscheint in der Risikomanagement-Schriftenreihe der RMA (Band 10) und kann im ESV Erich Schmidt Verlag bestellt werden. Der Leitfaden zum Krisenmanagement wurde bereits auf zahlreichen RMA-Veranstaltungen in 2024 vorgestellt.

RMA-Vorstandsmitglied Jan Offerhaus informierte über den neuen Aus- und Weiterbildungsgang für Risikomanager „Certified Enterprise Risk Manager“,eine Kooperation mit der Technischen Universität München. Programminhalte sind: Grundlagen des Risikomanagements - Risikoplanung und Controlling - Gesetzliche und regulatorische Rahmenbedingungen - Risikomessung und -quantifizierung - Risiko-Kommunikation und Reporting - Spezielle Risikoarten und Krisenmanagement. Für weitere Informationen steht Jan Offerhaus gerne zur Verfügung (jan.offerhaus@rma-ev.org).

Dr. Michael Hadaschik stellte den neuen RMA-Arbeitskreis „Chancen-und Risikomanagement für KMU“vor. Die zentrale Frage wird sein: Was sind die Gründe für die geringe Verbreitung eines systematischen Risikomanagements in KMU? Und wie kann ein systematisches Risikomanagement auch in kleineren mittelständischen Unternehmen implementiert werden. Wer Interesse hat an diesem neuen Arbeitskreis teilzunehmen, darf sich gerne an Dr. Michael Hadaschik wenden (michael.hadaschik@gmx.de).

In einem weiteren spannenden Vortrag von Prof. Dr. Tea Riedel (SRH-Fernhochschule - The MobileUniversity)werden die digitalen Spuren als Prognoseinstrument im Rahmen eines innovativen Credit Scorings erläutert. In Ihrem Vortrag beantwortet Tea Riedel die nachfolgenden Fragen: Was sind digitale Spuren und eignen sich diese zu Prognosezwecken im Rating-Verfahren? Gibt es wissenschaftliche Erkenntnisse zu deren Informationsgehalt und Prognosegüte? Welche möglichen Implikationen und Herausforderungen ergeben sich durch die Verwendung alternativer Daten bzw. generell von Big Data und deren Auswertung durch KI-Systeme? Wie sieht das aktuelle regulatorische Umfeld aus?

Prof. Dr. Volker Steinhübel (Institut für Controlling Prof. Dr. Ebert GmbH) beschreibt sehr anschaulich den Einfluss der Künstlichen Intelligenz auf die Unternehmensplanung und das Rating. Die Künstliche Intelligenz im Forecast wird speziell hervorgehoben. Änderungen als Reaktion auf politische Unsicherheiten haben erhebliche Auswirkungen auf die Marktanalyse und -anpassung. Politische Veränderungen können neue Marktchancen oder -risiken schaffen. Dies bedingt ein regelmäßiges Anpassen des Forecasts. Ebenfalls beeinflussen politische Unsicherheiten das Verbraucherverhalten - dadurch bedingt passen Unternehmen ihre Prognosen an, um mögliche Rückgänge im Konsumverhalten zu berücksichtigen.

Tobias Wellner (Control Risk) berichtete über die Geopolitischen Risiken 2024 / 2025 - was kommt, was bleibt? Sanktionen, Wahlen, Konflikte. In seinem Vortrag geht der Referent auf Grund seiner langjährigen beruflichen Auslandserfahrung auf die geopolitischen Risiken ein, die Unternehmen in 2025 beeinflussen werden. In seinem Vortrag beantwortet Tobias Wellner u. a. die folgenden Fragen:
-  Was hat 2024 im Risikomanagement gut und nicht so gut funktioniert?
-  Was sind die Prioritäten für 2025?
-  Bedeutet der Ausblick für 2025, dass Risikomanagementkonzepte überdacht oder verbessert
   werden müssen?
-  Ist mein Risikomanagement auf das „unvorhersehbare“ vorbereitet?
-  Welche geopolitischen Verwundbarkeiten haben meine Lieferketten?
-  Kann mein Unternehmen Szenarien identifizieren, die kritische Beziehungen zu Lieferanten oder
   Kunden bedrohen könnten?

Nach dem aktuellen Bericht aus dem Arbeitskreis „Krisenmanagement“ berichtet Dr. Klaus Bockslaff über die Prüfung des Krisenmanagements nach ISO 22361. In diesem Zusammenhang wurde ein detaillierter Fragebogen entwickelt, welcher auf der Norm zu ISO 22361 basiert. Dieser Fragenkatalog wurde mit den zuständigen Personen in den Unternehmen erörtert und die Schwerpunkte für die Prüfung festgelegt. Danach folgte die Entwicklung eines Prüfkatalogs zur Reifegradanalyse der Dokumentation mit den zugehörigen Feststellungen und den empfohlenen Maßnahmen.

Claus-Thomas Kuhn (Hubert Burda Media Holding KG) erläuterte anhand eines Praxisberichts das Handling des Krisenmanagements in seinem Unternehmen. Dem Aufbau einer Fähigkeit zum Krisenmanagement - so erläuterte Claus-Thomas Kuhn - kommt eine besondere Bedeutung zu. Mögliche, besondere Risikenund derenAuswirkungen auf die Geschäftsfelder des Unternehmens wurden in seinem Vortrag beschrieben. Das regelmäßige Trainieren und „in Übung halten“ ist ein zentrales Thema, um Krisensituationen ohne größere Probleme zu bewältigen.   

Nach der erfolgreichen RMA-Konferenz „Rating und Krisenmanagement“ im November 2024 planen wir auch im Herbst 2025 die Konferenzreihe mit aktuellen Themen fortzusetzen. In diesem Sinne verbleibe ich

mit den besten Grüßen

Ihr Prof. Dr. Wolfgang Biegert