Corona 2020 – Warum Risikomanagement jetzt?

Wieso Risikomanagement? Diese Frage darf man sich gerne in Zeiten stellen, in welchen die Corona bzw. Covid-19 Pandemie in zahlreichen Unternehmen gnadenlos zuschlägt. Hätte ein Risikomanagement uns vor Corona und seinen Folgen geschützt? Weshalb haben etliche staatliche und überstaatliche Institutionen und Unternehmen die Entwicklung bzw. den Grad der Auswirkungen nicht kommen sehen? Was hat das Risikomanagement in der aktuellen Situation gebracht? Was kann der Mittelstand daraus lernen und künftig vielleicht anders machen?

Risikomanagement ist zunächst eine Geisteshaltung. Anders als in der Praxis des Managements vorgelebt, ist sie getragen von der Erkenntnis, dass die Zukunft unsicher ist und dass Risiko, als mögliche Abweichung von Plänen (positiv und negativ), den Grad der Ungewissheit aufzeigt. Damit ist Risikomanagement zugleich auch Chancenmanagement und genau hier liegt der Mehrwert. Mit einem guten Risikomanagementsystem werden Chancen und Risiken systematisch erhoben und bewertet. Insbesondere das Zusammenspiel von mehreren kleineren, für sich allein noch nicht bedrohlichen Risiken kann im Zusammenfallen mit anderen Risiken zu existenzbedrohlichen Krisen führen.

Mit der systematischen Analyse der Risikopositionen und der Risikoaggregation können risikoreduzierende Maßnahmen getroffen werden. So könnten z.B. die Auswirkungen einer Versicherung sowohl auf den Planwert für das Jahresergebnis, nämlich Reduktion aufgrund der zu zahlenden Versicherungsprämie, aber auch die Reduktion des Risikoumfangs im Vorfeld abgeschätzt werden. Damit steht dem Entscheider eine Methode zur Verfügung, unterschiedliche Planwerte mit unterschiedlichem Risikogehalt zu vergleichen, z.B. 100 ROI mit +/- 5 % Planabweichung gegenüber 150 ROI mit -95 % und +15 % Planabweichung. Entscheidend ist dann der für den Unternehmer beste Rendite-Risiko-Mix. Mit dem Risikomanagement können aber nicht nur operative und unternehmerische Entscheidungen analysiert und bewertet werden. Die Methode eignet sich insbesondere auch im Rahmen der Strategiebewertung. Zuletzt können aus dem Plan- bzw. Prognosewert und den möglichen Planabweichungen sogar Kapitalkosten abgeleitet werden und folglich Unternehmen bewertet werden. Akzeptiert ist dies jedenfalls für subjektive Werte im Rahmen der Entscheidungsvorbereitung, z.B. für die Investitionsentscheidung. Hierzu muss eine subjektive Risikoneigung bekannt oder ermittelbar sein. Ferner können aber auch objektivierte Unternehmenswerte ermittelt werden, indem aus Kapitalmarktdaten auf eine „marktübliche Risikoneigung“ geschlossen werden kann und diese der Kalkulation zugrunde gelegt wird. Risikomanagement und damit zugleich der Risikomanager ist folglich eine enorm wichtige interne Dienstleistung für alle Entscheidungsebenen in einem Unternehmen.

Ralf Kimpel, Vorstandsvorsitzender RMA & Cornelius Nickert, Beirat RMA

Auszug der RMA-News im Controller Magazin Juli/August 2020. Weitere Berichte der aktuellen RMA-News finden Sie hier: https://rma-ev.org/news-publikationen/news-risk-blog/einzelansicht-blog/die-neue-ausgabe-der-rma-news-im-controller-magazin-juli-august-2020-ist-jetzt-verfuegbar